Wieso Kwang Ryong Pak beim FCB mehr als nur ein Notnagel ist

Wieso Kwang Ryong Pak beim FCB mehr als nur ein Notnagel ist

Nach dem Ausfall von Marco Streller wurde der Nordkoreaner Kwang Ryong Pak vom FC Vaduz, wo er leihweise spielte, zurück nach Basel geholt. Der 20-Jährige soll jedoch mehr als nur ein Notnagel im Sturm bei den Baslern sein. von Georges Küng

fonte: basellandschaftlichezeitung

Karl Messerli ist ein weit gereister Mann. In den 70er-Jahren war er beim FC Basel, den Grasshoppers, in St. Gallen und Luzern ein Fixstarter in der höchsten Spielklasse und liess danach seine langjährige Karriere beim FC Nordstern in der NLB ausklingen. Und er ist mit dem Fussball und der Mentalität Nordkoreas bestens vertraut. Messerli war es auch, der im Juni 2011 den Wechsel von Kwang Ryong Pak nach Basel realisierte.

Jener ist nach Leihmonaten in Bellinzona und Vaduz wieder zurück im St. Jakob-Park. «Nach dem Ausfall von Streller braucht der FCB einen Stossstürmer. Ein Mann, der die gleichen fussballerischen Veranlagungen und Qualitäten wie der Captain mitbringt. Diesen Mann hat der FC Basel mit Kwang Ryong ja bereits unter Vertrag. Kurzfristig liess sich keine Alternative finden», erklärt Messerli. Und fügt hinzu: «Kwang Ryong ist übrigens der beste Kopfballspieler der Schweiz.» In internationalen Wettbewerben darf er nicht mittun, nachdem er für Vaduz in der Qualifikation für die Europa League gespielt hat.

Bedauern in Vaduz

Der knapp 1,90 Meter grosse Nordkoreaner erinnert durchaus an den jungen Streller. Der Asiat hat etwas Schlaksiges, wiewohl er über eine hervorragende Technik verfügt. «Als er in der Rückrunde der letzten Saison an die AC Bellinzona ausgeliehen war, schoss er, aller sportlichen und finanziellen Turbulenzen zum Trotz, sieben Treffer und war bester Skorer der Tessiner. Beim FC Vaduz hat er in fünf Matches bereits zwei Tore geschossen und war in allen Partien der Liechtensteiner ein steter Gefahrenherd», schildert «Besitzer» Messerli seine Beobachtungen.

Emotionaler Abschied

Am vergangenen Montagnachmittag, als sich Pak von seinen Teamkollegen im Ländle verabschiedete, spielten sich emotionale Szenen ab. Der Stürmer wurde von allen geherzt. «Wir bedauern seine Rückkehr nach Basel. Aber wir wissen, dass im Fussball das Gesetz des Stärkeren gilt», sagt Vaduz-Trainer Giorgio Contini.

Der Winterthurer war einst beim FC Luzern der Assistenztrainer des heutigen FCB-Cheftrainers Murat Yakin. Sowohl Contini als auch Messerli sind überzeugt: Pak hat eine grosse Zukunft vor sich. «Er bringt alles mit, um international zu reüssieren», sagt Messerli, der den Karriereweg aufzeichnet: «Kwang Ryong muss jetzt in der Super League reifen und regelmässig spielen. Man vergisst, dass er erst 20 Jahre jung ist. Dass der FCB ihm einen Vertrag bis zum 30. Juni 2016 gegeben hat, beweist, dass der Schweizer Meister langfristig mit ihm plant und von seiner Klasse überzeugt ist.»

Interesse aus Deutschland

Im Frühling 2012 sollen sich der Hamburger SV, Eintracht Braunschweig und der VfL Bochum für den Nordkoreaner interessiert haben. «Wir haben beschlossen, dass er in Basel bleibt. Jetzt erhält er wegen der Verletzung von Streller eine Chance. Ich bin sicher, dass er sie packen wird», meint Messerli.

Während seiner Zeit im Tessin und in Liechtenstein hat sich Pak weiterentwickelt. «Er spricht perfekt Englisch. Und auch sein Fussball-Deutsch ist so gut, dass er jede Anweisung des Trainers versteht und sich mit seinen Teamkollegen unterhalten kann. Er ist für uns nicht nur sportlich, sondern auch menschlich ein grosser Verlust», sagt Contini.

Es ist anzunehmen, dass der Rückkehrer am nächsten Samstag im Auswärtsspiel in Luzern zumindest zu einem Teileinsatz kommt. «So wie ich Murat kenne, würde mich ein Auflaufen von Pak in der Anfangself überhaupt nicht erstaunen», mutmasst Contini.

(bz Basellandschaftliche Zeitung)